Zu: Der Tod (4)
Das Hinauskatapultieren in die WIR!-Sinn-Sphäre
durch
das Un-Sichsagen unseres Sterbens
Mittwoch, 12. Dezember 2012
„Ich werde sterben.“ So sagt jeder von uns Menschen zu sich selbst aus der Tiefe des eigenen Selbst. Es gilt hier auch: Jeder von uns – der Wahrhaftigkeit des eigenen Selbst wegen – hat dies sich zu sagen.
„Wir werden sterben.“ Das haben wir-alle-Menschen uns – um der Wahrung unserer Menschlichkeit willen – zu sagen.
Wir sind dem Tod geweiht. Diese Tatsache offenbart das Absurde im menschlichen Existieren. Unser Sterben, wollten wir es sinn-verstehen, hat an sich uns sinnmäßig nichts zu sagen. Stattdessen un-sinn-sagt es sich in seinem Un-Wesen. Der Tod wird wesenhaft verstanden in seinem Un-Sichsagen.
Was sollen wir demgegenüber tun? Wie sollen wir uns verhalten, was dazu sagen, wie zusammen darüber reden? Was geschieht mit uns, falls es gelingt, all das authentisch zu besprechen? Wie wird, möglicherweise, dabei unser Selbst sich verändern?
Das Un-Sagen vom Un-Sichsagen des menschlichen Sterbens kann uns-alle-Menschen zusammen in das Sagen vom Sichsagen des Sinnes hinauskatapultieren.
Der Mensch, um in seinem menschlichen Selbst zu bestehen, braucht wesenhaft-konstitutiv das „Sinn-Sagen“ – dies radikal mehr als das eigene „Sein“ und das eigene „Existieren“.
Das sich in seinem Un-Sichsagen zurückziehende Sterben über-lässt uns dem Sinn-Sichsagen. Der Tod (als ein „purer Unsinn“) zieht sich aus dem „menschlichen“ Leben zurück, weil er dem Menschen wortwörtlich „nichts zu sagen hat“.
Freitag, 14. Dezember 2012
Danach erfährt sich der Mensch neu-und-anders. „Wir werden sterben.“ Das klingt jetzt in der WIR!-Sinn-Sphäre ganz anders als
vorher in der „Sein-Existenz“-Sphäre. Statt vor der Absurdität des Un-Sichsagens zu erzittern fragen wir erstaunt: Was soll das – wie ist das zu verstehen – wie ist das überhaupt zu thematisieren und zu denken?
Zu: Der Tod (3)
Die Antizipation des eigenen Sterbens
und
das Hinauskatapultieren
Montag, 10. Dezember 2012
Was besagt es, der mich in der Zukunft erwartende Tod ergreift mich schon jetzt in der Gegenwart? [Notiz „Zu: Der Tod (2)“] Wieweit reicht dieses Ergreifen? Was geschieht hier mit mir?
„Ich werde sterben.“ Irgendwann in der Zukunft. Wann genau, das kann man nicht wissen – doch innerhalb der kommenden fünfzig Jahre mit Sicherheit. Vielleicht aber noch heute. Bis dahin soll ich „leben“, sogar mit meinem Tod leben. Wie?
Wie ernst ist es mir mit der Tatsache der radikalen Be-end-igung meines Lebens. Was für einen Ernst kann so ein Leben noch aufweisen?
„Ich bin bereits gestorben.“ Heute in der Gegenwart lasse ich meinen Tod auf mich zukommen. Wozu hat man die Phantasie, wenn nicht um sie bei den wichtigen, gar radikal-wichtigen Angelegenheiten anzuwenden?
Eigentlich geht es – ernst und streng gesprochen – nicht anders. Ich stelle einfach fest, dass ich nicht mehr „hier in diesem Leben“ (Sein-Leben) bin. Ich be-finde mich woanders. Mein Selbst finde ich jetzt „hier in der Sinn-Sphäre“ (SINNleben) wieder, „neu-wieder“.
Freitag, 14. Dezember 2012
In der Sinn-Sphäre, wo ich in der Antizipation meines Sterbens „gelandet“ bin, ist für so etwas wie Tod kein Platz. Er wird als ein Wider-Sinn erkannt – und das besagt: als etwas Nicht-zu-existierendes SINNlebend behandelt.
„Gibt es ein Leben nach dem Tod?“
(1) In dieser Frage spricht sich zuerst die sein-existenzielle Sphäre des menschlichen Lebens aus: Das Leben nach dem Tod meint das Weiterleben – also prinzipiell „irgendwie so wie bisher“.
Wird sie mit bejahender Hoffnung oder mit verneinendem Sich-damit-abfinden beantwortet, wird das Verbleiben in der Sein-Sphäre gefestigt – und damit das Hinauskatapultieren in die Sinn-Sphäre durch die Antizipation des eigenen Sterbens verhindert.
(2) Mit dieser Frage kann aber auch eine Sinnfrage gemeint sein:
> Hat mein Leben, das mit dem Tod endet, noch einen Sinn?
> Wie ist die Tatsache des menschlichen Sterbens so zu verstehen, dass dabei das Menschenleben seinen Sinncharakter beibehält?
> Wie verhalten sich diese Größen zueinander: „Leben“, „Tod“, „Sein“, „Sinn“?
> Was bedeuten hier: „Es-gibt“, „Geben“, „Sichgeben“?
Das Hinauskatapultieren aus der Sein-Sphäre in die Sinn-Sphäre durch die Antizipation des eigenen Sterbens ist auf ein solches Fragen eine eindeutige Antwort.
Eine andere Form (neben seinsmäßiger Auffassung der Frage „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“) der Festigung des Verbleibens in der sein-existenziellen Sphäre ist in der Selbsttötung gegeben.
Der Akt, in dem ich mich selbst töte, um dem eigenen Sterben zuvorzukommen, stellt keine Antizipation des eigenen, von außen auf mich zukommenden, Sterbens dar.
Dieser Akt erweist sich vielmehr als eine Art Selbst-Ver-sinn-widrigung: Um einem Absurden in meiner Existenz zu entgehen, stifte ich selbst eine gleiche Absurdität.
Zu: Der Tod (2)
Aus dem Sein
in die Sinn-Sphäre
durch den Tod
hinauskatapultiert
Freitag, 23. November 2012
„Sie werden sterben. Lasst uns darüber reden“ – so leitet die ARD die heute auslaufende Themenwoche „Leben mit dem Tod“ ein. Es werden damit grundsätzliche Angelegenheiten um das menschliche Sterben breit-öffentlich direkt angesprochen und zu freier Diskussion gestellt.
Freitag, 30. November 2012
> Was heißt es: „Ich werde sterben“?
> Wie lässt es sich ernsthaft über „unser Sterben“ gemeinsam reden?
> Wie kann der Mensch mit seinem beziehungsweise mit dem Tod leben?
> Wohin führt der Ernst dieses Themas und dieses Redens?
Der Titel unserer Notiz nennt schon eine SINNphilosophische Antwort.
Wenn ich „so ganz im Ernst“ über meinen eigenen Tod mit mir selbst rede, muss ich konstatieren: Ich kann mit ihm nicht leben. „Mein Tod“ und „mein Leben“ – das ist, sach-inhaltlich betrachtet, ein purer Gegensatz.
Wieso? „Ich lebe noch“ und „ich werde sterben“. Beides ist doch „wahr“, beides ist „meine Realität“! So könnte man sofort entgegnen.
Verhält es sich wirklich so? Der mich in (empirischer) Zukunft erwartende Tod ergreift mich (prinzipiell) schon jetzt in meiner Gegenwart. Was ist das dann, ernsthaft gesprochen, noch für ein „Leben“?
Zu: Der Tod (1)
Der „Tod“ wird „tot“
Mittwoch, 21. November 2012
Ist der Tod etwa zuerst „lebendig“ – damit er dann „tot“ werden kann? Wie und in welchem Sinne lässt es sich von so etwas wie „Tot“-Werdung des Todes sprechen?
Stellt solch eine Rede nicht einen Versuch einer Poetisierung, eines Allegorisierens, oder einer eigenartigen Verklärung der Todesrealität dar?
Die „lebendige“ Realität des Todes meint das Vorkommen desselben im konkret-faktischen Leben der Menschen. Je „genuin menschlicher“ dieses Leben wird – desto weniger lebendig wird jene Realität des Todes.
Der Platz, die Rolle und das Ausmaß der faktischen Todespräsenz im Leben der Menschen lassen sich prinzipiell bestimmen. Sie sind nicht in der „menschlichen Natur“ ein für allemal angelegt.
Worin würde ein solches prinzipielles Bestimmen bestehen?
Als Erstes bietet sich mir die folgende These an. Im Sinn-Verstehen eines menschlichen Ich-selbst zeigt der Tod an sich sein Un-Wesen. Je stärker das Sinn-Verstehen bei diesem Ich-selbst west-und-waltet – desto un-lebender wird das absurde „Un“-Wesen-und-walten des Todes.